Mittwoch, 25. Mai 2011

Im Land der Superlative.....Hoeher, groesser, kaelter....Hexenkessel und unglaubliche Begegnungen

Es ist das hoechstgelegene, am schwersten zugaengliche und raueste Land der suedlichen Hemisphaere. Bolivien hat die trockensten, salzreichsten und sumpfigsten natuerlichen Landschaften der Welt zu bieten. Es ist aber auch das aermste Land Suedamerikas und dennoch besonders reich an Bodenschaetzen. Und dazu noch das "indianischste" Land des Kontinents: mehr als 60 % der 8,8 Mio. Einwohner sind von indigener Herkunft. Kurz: Bolivien hat alles....bloss keine Meeresstraende, was ich persoenlich gerade sehr bedauere.
Fuer die Einreise nach Bolivien uberqueren wir an der schmalsten Stelle den Titicacasee mit einer Faehre. Oder vielmehr, was man hier so Fahere nennt: zusammengenagelte Bretter, Motor ran - fertig!, auf denen jeweils nur ein Auto Platz hat. Dennoch erreichen wir und "P"Opel unbeschadet das andere Ufer. Erster Stopp in Copacabana - nein, leider nicht an der brasilianischen Kueste - sondern auf 3.800 Meter gelegen. Ein Wallfahrtsort, der malerisch zwischen 2 Bergen liegt. Uns aber wegen der Hoehe trotzdem nicht richtig atmen, dafuer aber bibbern laesst....
Geniessen traumhaften Blick von unserem Hotelzimmer aus auf den See. Abfahrt tags darauf nach La Paz. Aber zuerst muessen wir uns noch aus unserem Zimmer "befreien" - Schloss defekt, Tuer laesst sich nicht oeffnen. So schraubt Gunnar kurzerhand mal eben die komplette Garnitur ab - wir koennen los.
In La Paz angekommen, bahnen wir uns wie die vielen zigtausend Buerger der Stadt auch, einen Weg durch das Gewusel. Vor lauter Verkehr und Smog nur schrittweises Vorwaertskommen. Rechts und links sitzen die Bolivianer wie an einer Schnur aufgezogen auf dem Buergersteig und bieten ihre Waren feil: hier Reissverschluesse, daneben haengt lecker Fleisch von Lamm, Schwein o. Alpaka (natuerlich ungekuehlt), dicht gedraengt neben dem Stand mit Autozubehoer, dahinter wartet die Mama mit einem Riesentopf Suppe auf Abnehmer - der wahre Hexenkessel! Machen hier auch einen obligatorischen Stadtbummel - was nicht wirklich Spass macht auf 3.660 m Hoehe und in diesem Gewimmel. Naja. Unsere Begeisterung fuer diese ins Tal gepresste und nach allen Seiten hin umbaute Hauptstadt haelt sich in Grenzen. Zu allem Ueberfluss wird uns auch noch die ec-Karte geklaut. Wir haben genug von der gefaehrlichsten Stadt Suedamerikas. Wollen endlich wieder mal richtig atmen koennen! Fahren ueber Oruro weiter nach Sucre.

Schneebedeckte Berge, hier und da kleinere Bergdoerfer, die wie ausgestorben wirken, weil alles, was 2 Beine hat, sich in der Stadt tummelt, saeumen unseren Weg. Endlich wieder durchatmen - Sucre liegt auf 2790 m. Angenehm warm am Tag, nachts aber kalt. Unternehmen einen Ausflug zu einem Zementsteinbruch. Hier wurden Hunderte von Dinosaurier-Fussabdruecken entdeckt, teilweise bis zu 80 cm grosse Spuren. Ringsherum haben sie eine Art Dino-Park mit Museum errichtet. Der bolivianische Guide, der sich am Eingang sogleich anbietet, strotzt nur so vor Stolz und versucht, seine Euphorie mit Erklaerungen auf englisch auch auf uns zu uebertragen. Sein Englisch ruft jedoch nicht nur bei uns ein Schmunzeln hervor.... Wollen uns dann im Zentrum der schoenen weissen Stadt im "Kulturcafe Berlin" staerken - und haben hier eine unglaubliche Zufallsbegegnung. Gesellen uns, frech wie wir sind (oder vielmehr Gunnar), zu zwei am Tisch sitzenden Travellern, die auch schon mit uns auf Dino-Tour waren. Beat aus der Schweiz u. Stefanie aus Deutschland. Auch sie sind seit gut 10 Monaten unterwegs. Stellt sich doch raus, dass die beiden uns, eigentlich nur "P"Opel, das erste Mal in Kanada, im Jasper-NP, gesehen haben - was ja im August 2010 war! Danach noch 2x auf ihrer Reisestrecke. Ist doch unglaublich!!! - So klein ist die Welt! Verplaudern supernett den Nachmittag, staunen immer wieder ueber diese Begegnung und lassen uns seit langem mal wieder richtig gute Bratkartoffeln mit Schnitzel schmecken! Hmmmmhhmm....
Setzen unsere Reise fort - nach Potosi. Dazu aber mehr im naechsten Post - mir frieren sonst die Finger ab........!Hasta Pronto!

Dienstag, 10. Mai 2011

Macchu Picchu, Colca Canyon, Arequipa und weiter zum Titicacasee

Beruehmter Machu Picchu - Peru's Hauptattraktion und "verlorene" Stadt auf 2.400 Metern. Der Ort ist unbestreitbar die spektakulaerste archaeologische Staette des Kontinents in ueberwaeltigender Lage. So verwundert es nicht, dass wir hier oben nicht die einzigen "Schaulustigen" sind (knapp 1000 pro Tag). Schliesslich will jeder die geheimnisvollen Ruinen der Inkas sehen - erst 1911 vom amerikanischem Historiker H. Bingham entdeckt. Vorher voellig zugewuchert. Wir drehen unsere Runden, verbringen hier einen halben Tag und sind fasziniert, wie gut die "Anlage" doch trotz Massenandrang noch erhalten ist. Gunnar erklimmt noch trotz inzwischen einsetzendem Nieselregen den megasteilen Berg gleich nebenan, den "Huayna Picchu", und wird mit einer gigantischen Aussicht belohnt. Ich passe weiter unten auf unsere Sachen auf :)...

Nach so viel Interessantem brauchen wir erstmal 'ne Verschnaufpause - ...und "P"Opel eine Werkstatt. Oh je.... Die doch z.T. haarstraeubenden Schotterpisten haben ihm irgendwie zugesetzt. Unser Fahrzeuginnenraum gleicht einem See - Kuehlwasserverlust, lief alles in den Fussraum. Bedeutet, 3 Tage zur Reparatur und zum Trocknen in die Mecanico. Zum Glueck in Cusco, wo es nicht langweilig werden kann, und nicht irgendwo in der Pampa. Da wir uns hier zu Beginn der Osterwoche befinden, erleben wir die Einlaeutung der Feiertage mit einer feierlichen Prozession. Ganz Cusco ist um den Plaza de Armas herum versammelt und will den Umzug nicht verpassen.


Haben "P"Opel dann vom "Ballast" befreit und unser Hotelzimmer als "Lager" genutzt, stapeln hier unsere gesamte Ausruestung. Waehrenddessen wird er bis auf die "Knochen" ausgezogen - nur noch ein blechernes Geruest. Aber nach 3 Tagen alles wieder gut. Wir koennen weiter, Richtung Canyon del Colca. Der zweittiefste Canyon der Welt: 3191 m. Hier bewundern wir Jahrhunderte alte bewirtschaftete Terrassenfelder und erspaehen Vikunjas - die bedrohten wilden Vettern der Lamas und sehen Condore, die muehelos in der Thermik schweben.

Machen noch einen Abstecher ins koloniale Arequipa, bevor wir unsere Viaje in Richtung "Titicacasee" fortsetzen.

Schlaengeln uns an einer traumhaften Strecke immer den altiplano (Anden-Hochplateau) entlang. Kurz vor Puno ploetzlich Stau. Nichts geht mehr. Komplette Strassensperrung wegen Protesten - eine Situation, die in Peru oefter vorkommt und deshalb keinen hier mehr so richtig aus der Ruhe bringt. Wir haben die Wahl: 1.: Warten bis Morgen o. Uebermorgen in der Autoschlange, bis die Proteste vorueber sind, oder 2.: den Einheimischen folgen, die scheinbar einen Schleichweg kennen. Wir entscheiden uns fuer Zweitens. Ab auf die Piste - echter Haertetest fuer Auto u. Fahrer. Schotterpiste mit steilen Geroellhaengen und grossen Steinansammlungen auf dem Weg - aber unser Vehiculo ist nicht zu stoppen. Quaelt sich tapfer ueber die "Umleitung" und bringt uns sicher nach Puno. Werfen hier das erste Mal einen Blick auf den groessten See Suedamerikas (8.500 qm!) und den hoechsten beschiffbaren See der Welt (3.800 m). Der Horizont erstreckt sich fast bis ins Grenzenlose. Unser Interesse gilt hier den Uros, die auf einer der maerchenhaften Inseln des Titicacasees leben oder vielmehr den Nachfahren. Setzen mit einem Boot zu den Islas Flotantes ueber - schwimmende Inseln, die aus dem totora-Schilf gebaut werden und an Pfloecken verankert sind. Schicht fuer Schicht, 2 Meter schwimmendes Wurzelwerk u. darueber kreuzweise geschichtetes totora-Schilf. Immer wieder mal neu, denn das Schilf waechst an den seichten Stellen des Sees. Es wird von den Uros auch benutzt, um die Haeuser u. Boote zu bauen sowie Kunsthandwerk herzustellen, die sie fuer die Touris am laufenden Band produzieren. Es heisst, manche der Bewohner seien noch nie auf dem Festland gewesen. Ist allerdings schwer zu glauben, wenn man sieht, wie sehr sich hier alles kommerzialisiert hat.....




Mit wunderschoenen Eindruecken von diesem Land und seinen trotz ihrer Armut lebenslustigen, freundlichen Bewohnern machen wir uns auf den Weg zur Grenze nach Bolivien, gleich auf der anderen Seite des Titicacasees.....Una nueva aventura le espera!

Sonntag, 8. Mai 2011

Raetsel im Wuestensand, Kuscheltiere, Cusco u. das heilige Tal der Inka....

..Weiterhin rechts und links nur Lehmziegelhaeuser, ganze Siedlungen, ja Staedte in purer Wuestenlandschaft. Hier und da mal Strohhuettchen. Kein fliessend Wasser, kein Strom - Armut total. Alles staubig, trocken - die reinste Mondlandschaft. Zwischendrin immer mal wieder Reisfelder, dann wieder Kartoffeln und einige Salzfelder zu sehen. Ganz schoen drueckend, diese Gegend - genau wie das Wetter.....


Wir erreichen die Gegend um Nasca. Auf einer trockenen, mit Felsen uebersaeten Ebene von knapp 500 qm bilden die "Striche" ein verblueffendes Netz von ueber 800 Linien, 300 geometrischen Figuren u. etwa 70 Tier- und Pflanzenzeichnungen. Wer hat diese da reingeritzt und warum???? - zumal sie doch nur aus der Luft zu erkennen sind.....Wir wollen uns die raetselhaften Striche etwas naeher ansehen und klettern auf einen Beobachtungsturm, etwa 20 km vor Nasca, bekommen aber nur eine sehr oberflaechliche Vorstellung von den Linien. Nun gut, zelten in der Stadt erstmal gegenueber des kleinen Flugplatzes im Garten eines Hotels. Ich entschliesse mich dann, mir diese Raetsel nochmal genauer aus der Luft anzusehen - Gunnar mag nicht, hat genug. Sitze naechsten Morgen mit 3 weiteren Touris in einer kleinen Cessna. Die hebt ab, anfangs noch ganz ruhig. Als dann aber Runden ueber die Figuren geflogen werden, ist mir kotzuebel. Zum Glueck habe ich noch nicht gefruehstueckt, sonst haette mein Vordermann auch was davon gehabt. Kann einige Linien noch gut erkennen, aber fuers Fotoschiesssen langt es nicht mehr - muss mich aufs Atmen konzentrieren und die Uebelkeit bekaempfen.


Fahren am naechsten Tag ins "Maria Reiche"-Museum: Bildung muss sein :). Einer dt. Forscherin, die ihr ganzes Leben der Entdeckung u. Erforschung dieser Inka-Hinterlassenschaften gewidmet hat. Hier laesst sich nachempfinden, wie sie inmitten einer Unmenge von Arbeitsmitteln u. Werkzeugen sowie unzaehliger Skizzen ihre Tage damit verbracht hat. Hut ab!... und alles bei sengender Hitze in der Pampa. Spekulationen ueber die Bedeutung der Linien reichen von astronomischem Kalender, rituellen Wegen, riesigen Sportanlagen bis hin zu Landebahnen fuer Ausserirdische. Doch warum die Menschen nun wirklich damals Figuren in den Wuestenboden geritzt haben, bleibt weiterhin ein Raetsel. Niemand weiss, was stimmt - wir auch nicht......

Weiter gehts - unser Weg fuehrt uns die Serpentinen hinauf in die Berge mit Ziel "Cusco". Traumhafte Strecke, staendiges Auf und Ab in den Bergen. Von Meeresspiegelhoehe hinauf auf 3000 m , hinunter auf 1900m, wieder hoch auf 4000 m, wieder runter auf 2300, wieder rauf auf 4300, usw.... Mein Magen faehrt Achterbahn, halte mich aber tapfer. Hin und wieder versperren uns regelrechte "Berge" die Weiterfahrt. Stein- u. Schlammlawinen, Erdrutsche, hier an der Tagesordnung. Meistens haben wir Glueck und die Strasse wurde gerade freigerauemt, wenn wir die Stelle erreichen. Auf der Hochebene sehen wir nur wenige Doerfer, dafuer umsomehr Lamas, Vikunjas und Alpakas in Herden, die hier weiden. Suesse Tierchen mit kuschelig weichem Fell - man moechte sofort hineingreifen....wir belassen es aber bei Fotos - wollen ja nicht angespuckt werden, was Lamas ja gern tun. Ganz nebenbei klettert "P"Opels Tachometer auf die Schnapszahl 333.333 km. Wir sind am 12. April 2011 glatte 9 Monate unterwegs und haben bisher 40.000 km zurueckgelegt, verneigen uns vor unserem Vehiculo. Wow.....

Sammeln in Cusco 2 Tage Informationen zum Erreichen des "Machu Picchu" - den Inka-Ruinen schlechthin. Da die 3-4 taegige Wanderung dorthin auf dem beliebten Inkatrail schon Monate vorher ausgebucht ist (...wir finden immer wieder Ausreden, nicht wandern gehen zu muessen ..:)), waehlen wir die abgespeckte Version. Also Zugfahrt von Ollantaytambo nach Agua Calientes und kurze Bustour nach oben. Tagestripp sozusagen. Campen vorher in Ollantaytambo auf dem Stadiongelaende und koennen hier einem echten peruanischem Fussballtraining der Jugend beiwohnen. Trotz dem dieses Land so arm ist, leistet man sich hier extra einen Trainer aus Italien (u. eine Volountaerin aus England)....fuer die Fussballprofis der Zukunft wird eben alles getan... Sowieso scheint Fussball hier die Freizeitbeschaeftigung Nr. 1 zu sein. Wir erleben, wie einzelne Kids frueh morgens um 5.00 Uhr! ihr Training absolvieren (es ist noch dunkel), ohne jeglichen Zwang!! Andererseits auch nicht verwunderlich in einer Welt, wo nicht jeder Handy und Computer zum stundenlangen Zeitvertreib zu Hause hat.......Stehen dann in aller Herrgottsfruehe auf und setzen uns in den Zug - Auf zum Machu Picchu!